Leukozyten: weiße Blutkörperchen
Leukozyten sind die weißen Blutkörperchen. Rund 10% aller Leukozyten zirkulieren im Blut, der Rest befindet sich im Lymphsystem oder im Knochenmark. Die Anzahl der Leukozyten im Blut wird im kleinen Blutbild (Untersuchung der Blutzellen) bestimmt. Die verschiedenen Unterarten der Leukos werden im Rahmen des Differentialblutbildes untersucht und gehören damit zum großen Blutbild. Die Aufgabe der Leukozyten ist es, Krankheitserreger abwehren und Fremdkörper beseitigen. Sie gehören damit zum Immunsystem des Körpers. Der Leukozyten-Wert dient vor allem dazu. mögliche Entzündungen oder Infektionen im Organismus aufzuspüren.
Im Vergleich zu den Erythrozyten (rote Blutkörperchen) sehen Leukozyten unter dem Mikroskop eher farblos, weißlich aus. Durch Einfärbung lassen sich verschiedene Unterarten voneinander unterscheiden.
Leukozyten Normalwerte
Das Blut eines gesunden Menschen enthält etwa 4.000 bis 10.000 Leukozyten pro Mikroliter (µl) Blut - in manchen Quellen beginnt die Spanne erst bei 4.500 und endet bei 11.000. In manchen Befunden wird auch "Anzahl Leukos pro Nanoliter" (nl) angegeben. Die folgende Tabelle zeigt die Leukozytenwerte / Normalwerte nach Alter:
Anzahl Leukos pro Mikroliter Blut | |
Erwachsene | 4 000 – 10 000 / µl; entspricht 4–11 / nl |
Schulkinder | 5 000 – 15 000 / µl; entspricht 5–15 / nl |
Kleinkinder | 6 000 – 17 500 / µl; entspricht 6–17,5 / nl |
Neugeborene | 9 000 – 30 000 / µl; entspricht 9–30 / nl |
Wann ist der Blutwert Leukozyten relevant?
Die Leukozyten-Anzahl wird zur Diagnose (Erkennen der Krankheitsursache) oder zur Therapie-Kontrolle herangezogen. Grob vereinfacht spielt der Wert in diesen Zusammenhängen eine wichtige Rolle:
- Infektionen (durch Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren)
- Entzündungen (auch chronische)
- Vergiftungen
- Verbrennungen
- Knochenmarkserkrankungen (Probleme bei der Blutbildung)
- Infarkte (Herzinfarkt, Schlaganfall), Absterben von Zellgeweben
- Tumorerkrankungen, v.a. Leukämien
Aufbau eines Leukozyts

Leukozyt, mit 12 bis zu 20 µm Durchmesser
deutlich größer als ein Erythrozyt
(im Bild ein segmentkerniger Granulozyt)
Die Bildung der Leukozyten (sog. Leukopoese) beginnt wie bei allen Blutzellen im Knochenmark. Die Größe der Leukozyten schwankt zwischen 9 µm (Lymphozyten) und 20 µm (Monozyten). Erythrozyten (rote Blutkörperchen) sind etwa 7,5 µm (Mikrometer) groß. Die Lebensdauer der Leukos reicht von einigen Tagen bis zu mehreren Monaten. Bestimmte Leukozyten können sich gezielt bewegen und aktiv aus dem Blut in bestimmte Zellgewebe einwandern.
Im Rahmen der Blutuntersuchung werden durch Einfärbung verschiedenen Formen der Leukozyten sichtbar, so dass man sie unter dem Mikroskop unterscheiden und auszählen kann.
Funktion der Leukozyten
Leukozyten sind für die Abwehr von körperfremden und schädlichen Substanzen zuständig sind. Als Blutzellen schwimmen sie im Blutplasma und werden dank des ununterbrochenen Blutkreislaufs ständig durch den gesamten Organismus gepumpt. Sie bewegen sich vorwiegend an den Wänden der Blutgefäße und prüfen, ob sie Signale für körperfremde Substanzen oder Entzündungen finden. Einige Leukozyten können sogar die Blutbahn verlassen und gezielt in Gewebestrukturen eindringen (dann entwickeln sich aus Monozyten sog. Makrophagen).
Zu den schädlichen Substanzen oder Krankheitserregern, die Leukozyten abwehren können, gehören u.a.:
- Krankheitserreger (Bakterien oder Viren)
- Tumorzellen
- Giftstoffe (Toxine)
- körperfremde Partikel
- Würmer
- Pilze
Da diese Fremd- oder Giftstoffe sehr unterschiedlich sind, gibt es verschiedene Unterarten der Leukozyten. Jede Gruppe hat dabei eine sehr spezielle Aufgabe innerhalb des Immunsystems. Nach ihrer Bildung werden die verschiedenen Leukos jeweils in bestimmten Organen "geprägt" (sie lernen vor Ort durch "Training" ihre genaue Funktionsweise).
Leukozyten-Arten differenzieren
Es gibt eine Reihe von Leukozyten-Unterarten, die jeweils bestimmt schädliche Zellen, Stoffe oder Substanzen zerstören. Sie unterscheiden sich in Aufbau, Gestalt und Funktion. Bei Unregelmäßigkeiten des Blutwertes "Leuko" werden daher diese Unterarten genauer untersucht. Diese differenzierte Analyse der Leukozyten wird als Differentialblutbild bezeichnet. Das kleine Blutbild und die Differentialblutbild zusammen ergeben das sog. große Blutbild.

Normalwerte der Leukozyten-Arten (Differentialblutbild)
Differentialblutbild (Leukozyten Normalwerte) | |||
Zelltyp | Anteil an Gesamt-Leukozyten (%) | Anzahl pro µl | Siehe auch |
alle Leukozyten (bei Erwachsenen) | 100 | 4.000–10.000 | zu hoch zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten stabkernig | 3-5 | 150–400 | zu hoch zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten segmentkernig | 54–62 | 3000–6000 | zu hoch zu niedrig |
Eosinophile Granulozyten | 1–3 | 50–250 | zu hoch zu niedrig |
Basophile Granulozyten | 0–1 | 15–50 | zu hoch zu niedrig |
Lymphozyten | 25–33 | 1500–3000 | zu hoch zu niedrig |
Monozyten | 3–7 | 300–700 | zu hoch zu niedrig |
Differentialblutbild (Leukozyten Normalwerte) | ||
Zelltyp | Anteil (%) an Gesamt-Leukos |
Anzahl pro µl |
alle Leukozyten (bei Erwachsenen) | 100 | 4.000–10.000 |
Neutrophile Granulozyten stabkernig | 3-5 | 150–400 |
Neutrophile Granulozyten segmentkernig | 54–62 | 3000–6000 |
Eosinophile Granulozyten | 1–3 | 50–250 |
Basophile Granulozyten | 0–1 | 15–50 |
Lymphozyten | 25–33 | 1500–3000 |
Monozyten | 3–7 | 300–700 |
Abkürzungen: µl = Mikroliter - Mehr zu den Einheiten
- Neutrophile Granulozyten, Monozyten, Makrophagen und Dendritische Zellen werden auch als Fresszellen bezeichnet: sie umschließend Fremdstoffe im Körper und machen sie damit unschädlich (sog. Phagozytose).
- B-Lymphozyten hingegen produzieren nach geeigneter Stimulation speziell gegen bestimmte Erreger oder schädigende Stoffe gerichtete Antikörper. Sie gehören somit zur spezifischen Abwehr.
- T-Lymphozyten koordinieren unter anderem spezifische und unspezifische Abwehr. Auch an Entzündungen sind Leukozyten beteiligt und in der Lage, durch freigesetzte Botenstoffe (Mediatoren) wie Zytokine und Leukotriene diese aufrecht zu halten, zu modulieren oder zu beenden. Leukozyten spielen außerdem eine wesentliche Rolle bei allen Autoimmunkrankheiten (zum Beispiel Aids).
Wenn der Anteil jugendlicher (stabkerniger) Granulozyten höher ist als üblich, spricht man von einer Linksverschiebung. Sie zeigt an, dass die Reserven im Knochenmark aktiviert wurden (innerhalb der ersten 12 Stunden) und zudem die Neu-Produktion neutrophiler Granulozyten gesteigert wurde (innerhalb von 24 - 48 Stunden). In aller Regel ist das eine Reaktion auf eine akute Infektion oder Entzündung im Organismus. Aber auch bei einer Schwangerschaft, Stress, bei bestimmten Medikamenten oder bei Diabetes Mellitus kann es zu einer Linksverschiebung kommen.

Linksverschiebung: bei einer Infektion oder akuten Entzündung gelangen
besonders viele jugendliche (stabkernige) Granulozyten ins Blut
Wenn andererseits der Anteil älterer, übersegmentierter neutrophiler Granulozyten deutlich erhöht ist, spricht man von einer Rechtsverschiebung. Das deutet eher auf eine perniziöse Anämie hin (siehe makrozytäre Anämie).
Leukozyten-Arten und Immunzellen
Hier eine Liste der Leukozyten-Arten sowie deren Hauptfunktionen:
Immunzellen
Aufgabe und Funktion | |
Monozyten | Vorläufer der Makrophagen im Blut |
Makrophagen | Phagozytose, im Gewebe und der Lymphflüssigkeit |
Mastzellen | Permeabilität der Blutgefäße, beteiligt an allergischen Reaktionen |
Antigenpräsentierende Zellen | markieren Antigene und leiten damit die Immunantwort ein |
Granulozyten
Aufgabe und Funktion | |
neutrophile Granulozyten | Phagozytose (Fressen) von Bakterien, Viren und Pilzen im Blut |
eosinophile Granulozyten | Abwehr von Parasiten, beteiligt an allergischen Reaktionen |
basophile Granulozyten | Abwehr von Parasiten, allergische Reaktionen, Entzündungen, Juckreiz |
Lymphozyten
B-Zell-Gruppe
Aufgabe und Funktion | |
B-Lymphozyten | Vorläufer der Plasmazellen im Blut |
Plasmazellen | Spezialisierung auf Antikörperproduktion |
B-Gedächtniszellen | langlebige B-Zellen mit einem Gedächtnis für spezielle Antigene |
T-Zell-Gruppe
Aufgabe und Funktion | |
T-Helferzellen | aktivieren Plasmazellen und Killerzellen, erkennen Antigene |
Regulatorische T-Zellen | bremsen die Immunantwort, hemmen B-Zellen und anderer T- Zellen |
T-Gedächtniszellen | langlebige T-Zellen mit einem Gedächtnis für spezielle Antigene |
T-Killerzellen | erkennen und zerstören von Viren befallene Körperzellen und Tumorzellen |
Killerzellen
Aufgabe und Funktion | |
natürliche Killerzellen | greifen Tumorzellen und von Viren befallene Zellen an |
Leukozyten zu hoch: Leukozytose
Ein erhöhter Leukozyten-Wert wird als Leukozytose bezeichnet. In den meisten Fällen ist eine Infektion (durch Viren oder Bakterien) die Ursache. Der Organismus steigert dann die Leukozyten-Produktion, um die Erreger abzuwehren. Das ist ein normaler und sehr sinnvoller Prozess. Wenn der Entzündungsherd neutralisiert wurde, sinkt die Leukozyten-Produktion automatisch. Ein erhöhter Wert kann also als Folge einer Immunreaktion völlig normal sein. Nach einiger Zeit wird meist nochmals geprüft, ob sich der Leuko-Wert wieder normalisiert hat.
Gelegentlich ist die Zahl der Leukozyten leicht erhöht, ohne dass eine Ursache zu finden ist. Man spricht in dem Fall von einer idiopathischen Leukozytose.
Ein erhöhter Leukozyten-Wert kann auch ein Hinweis auf Rheuma oder Leukämie (Blutkrebs) sein. Weiterlesen: Leukozyten zu hoch
Leukozyten zu niedrig: Leukopenie
Eine Verminderung der Leukozyten-Anzahl kann nennt man das Leukopenie. Bei einer Leukopenie hat der Körper weniger Abwehr-Zellen - folglich steigt das Risiko einer Infektion. Häufig kommt es zu Entzündungen bei Mund, Zunge, Hals, Lunge, aber auch Ohren und der Haut. Also im Grunde überall da, wo Viren und Bakterien auf unseren Körper direkt einwirken. Normalerweise werden sie problemlos von den Leukos eliminiert. Im Falle einer Leukopenie klappt das leider nicht mehr.
Mögliche Ursachen sind unter anderem HIV (Autoimmunerkrankung), Tumore (Leukämie) oder eine Virus-Infektion. Aber auch bestimmte Medikamente (z.B. gegen Rheuma, Antibiotika, Chemotherapie) können eine Verminderung der Leukozyten zur Folge haben. Weiterlesen: Leukozyten zu niedrig
Leukozyten im Urin: Leukozyturie

Leukozyten sind nicht nur als Blutwert von Interesse, sondern auch in der Urinprobe. Auch der Laborwert "Leukozyten im Urin" zeigt an, ob im Körper eine Entzündung vorliegt, vorrangig in der Niere oder den Harnwegen (Harnleiter, Harnblase, Harnröhre).
Da pro Tag etwa 180 Liter Blut durch die Niere strömen, ist es vollkommen normal, dass ein paar Leukozyten in der Niere quasi hindurch rutschen. Diese Leukos lassen sich im Urin nachweisen, es sind normalerweise bis zu 10 pro Mikroliter (µl) Urin. Wenn der Wert höher ist, spricht man von einer Leukozyturie (Hinweise: bei einer erhöhten Anzahl im Blut von einer Leukozytose).
Eine Leukozyturie tritt vorrangig dann auf, wenn die ableitenden Harnwege durch eine bakterielle Infektion entzündet sind. Umgangssprachlich sprechen viele auch von "Blasenentzündung" (Zystitis). Aber auch die anderen Organe wie Harnleiter, Harnröhre oder die Niere können entzündet sein. Am schwerwiegendsten ist in der Regel die Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis), die als Folge einer Entzündung der ableitenden Harnwege entsteht.
Quellen
- Klinische Chemie und Hämatologie, Klaus P. Kohse, Georg Thieme Verlag (Amazon*), Seite 335 ff.
- Lehrbuch der Physiologie, Rainer Klinke und Stefan Silbernagl, Georg Thieme Verlag (Amazon*), Seite 195 ff.
- Naturheilpraxis heute, Elvira Bierbach (Hrsg.), Urban & Fischer Verlag (Amazon*), Seite 872 ff.
- grossesblutbild.de: Leukozyten Blutwerte » Erhöhte und Niedrige Leuko-Werte
- Wikipedia: Leukozyt
Weiterlesen
- Alle Werte des großen Blutbildes
- Monozyten: wandernde Fresszellen
- Alle Leberwerte
- Nierenwerte und ihre Bedeutung

Leukozyten (weiße Blutkörperchen)