Segmentkernige neutrophile Granulozyten erhöht (Blutwert zu hoch)

Wenn zu viele segmentkernige neutrophile Granulozyten im Blut enthalten sind, deutet vieles auf eine akute bakterielle Infektionen oder eine chronische Entzündung hin. Allerdings ist in diesem Fall entscheidend, wie sich die anderen Blutwerte, insbesondere die Leukozytenzahl insgesamt, darstellt. Wenn der Anteil der neutrophilen Granulozyten im Differentialblutbild deutlich erhöht ist, spricht man von einer neutrophilen Granulozytose oder "Neutrophilie". Dabei handelt es sich um die häufigste Form der Leukozytose, also der Erhöhung der Zahl der weißen Blutkörperchen.
Offenbar wurde die Granulozyten-Produktion im Knochenmark angeregt, um Bakterien oder andere körperfremde Eindringlinge aktiv zu bekämfen. An der Verteilung der Granulozyten lässt sich im Rahmen eines Differentialblutbildes vor allem erkennen, in welchem Stadium sich eine Infektion befindet und ob die körpereigene Abwehr hochgefahren wurde und funktioniert.
Wie viele andere Immunzellen entfalten auch stabkernige Granulozyten ihre volle Wirkung bei einer Körpertemperatur von 38,3 - 41° (Fieber). Es ist also normal und logisch, dass der Körper bei einer Infektion mit Fieber reagiert und somit die Immunabwehr beschleunigt.
Unterschied zu anderen Granulozyten

Granulozyt
Segmentkernige Granulozyten sind die reife, voll ausgebildete Form der neutrophile Granulozyten (Neutrophile). Sie sind nach ihrem Aussehen unter dem Mikroskop benannt, wo der Zellkern in mehrere Segmente unterteilt ist, die nur nur einem dünnen Faden miteinander verbunden sind. Vorher, im jugendlichen Zustand, besteht der Zellkern noch aus einem länglichen (stabförmigen) Stück, daher wird der junge Neutrophile auch stabkerniger Granulozyt genannt.
Im Blutbild (Untersuchung der Blutzellen) werden die Neutrophilen in stabkernige und segmentkernige differenziert. Aus dem Verhältnis kann man Rückschlüsse ziehen, ob sich eine Infektion erst im Anfangsstadium befindet - oder ob der Körper bereits die Produktion der Granulozyten hochgefahren hat.
Granulozyten-Arten: Normalwerte | |||
Zellart | Anteil an Gesamt-Leukozytenanzahl | Anzahl pro µl Blut | |
Neutrophile Granulozyten | |||
Stabkernige (neutrophile) Granulozyten | 3 bis 5% | 150–400 | |
Segmentkernige (neutrophile) Granulozyten | 50 bis 70% | 3000–6000 | |
Eosinophile Granulozyten | 2 bis 4% | 50–250 | |
Basophile Granulozyten | 0 bis 2% | 15–50 |
Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.
Der Großteil der funktionsfähigen Granulozyten befindet sich jedoch gar nicht im zirkulierenden Blut, sondern wird im Knochenmark gelagert (ca. 12-14fache Menge). Anders ist es jedoch bei Säuglingen: sie haben noch keine Knochenmarksreserve gebildet. Im Falle einer Infektion werden daher sehr schnell und sehr viele Neutrophile gebildet. Daher sind die Granulozyten-Werte bei Neugeborenen und Kleinkindern anders zu bewerten als die von Erwachsenen.
Wenn im Blutbild deutlich mehr überreife, über-segmentierte Neutrophile gemessen werden, spricht man von einer Rechtsverschiebung. Im Verhältnis sind also sehr viele reife, "erwachsene" Neutrophile vorhanden, allerdings werden offenbar nur wenige neue Neutrophile nachgebildet. Das kann auf einen Mangel hindeuten, z.B. von Vitamin-B12.
Wenn im Gegensatz dazu vermehrt die (unreifen) stabkernigen Granulozyten auftreten, bezeichnet man das als Linksverschiebung. Dieser Begriff wird häufig von Ärzten im Zusammenhang mit der Differenzialblutbild verwendet.

besonders viele jugendliche (stabkernige) Granulozyten ins Blut
Funktion der stabkernigen neutrophilen Granulozyten
Neutrophile Granulozyten (sog. Neutrophile) sind eine von drei Arten der Granulozyten - neben eosinophilen und basophilen. Sie gehören alle zur Gruppe der Leukozyten, einer von drei Blutzellen-Arten. Die Aufgabe der neutrophilen Granulozyten ist es, Mikroorganismen, vor allem schädliche Bakterien, abzutöten. Sie gehören zu den sog. Fresszellen (Phagozyten), weil sie die Bakterien umschließen und vollständig in sich aufnehmen, um sie zu neutralisieren. Unter dem Mikroskop sieht es dann so aus, als würden sie die Bakterien fressen.
Bildung der Granulozyten (Granulopoese)
Die Bildung der Granulozyten (Granulopoese) erfolgt im Knochenmark aus multipotenten Stammzellen (auch hämatopoetische Stammzelle). Die folgende Infografik zeigt die Entwicklungsstadien der einzelnen Zellarten.

Der gesamte Vorgang der Blutbildung wird als Hämatopoese bezeichnet.
Ressourcen / Weiterlesen
- Medizinische Fakultät Bern: Segmentkernige neutrophile Granulozyten

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Stabkernige neutrophile Granulozyten

https://www.blutwert.net/granulozyten/neutrophil/stabkernig.php
Stabkernige Granulozyten sind die jugendliche Form der neutrophile Granulozyten. Sie sind nach ihrem Aussehen unter dem Mikroskop benannt, weil der Zellkern noch aus einem Stück besteht, das oftmals stabartig in die Länge gezogen