Großes Blutbild (Normalwerte): Alle Werte einfach erklärt
Beim Blutbild werden die Blutzellen genauer untersucht. Beim großen Blutbild geht es um die Leukozyten. Blutwerte, die die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten) betreffen, werden beim kleinen Blutbild näher beschrieben. Viele Ärztinnen und Ärzte verwenden die Begriffe "Großes Blutbild" und "Differentialblutbild" synonym. Die Anzahl der Leukozyten ist der einzige Werte, der sowohl im kleinen als auch im Differentialblutbild analysiert wird.
Leukozyten gehören zum Immunsystem, das Fremdstoffe und Erreger bekämpft (z.B. Bakterien, Viren, Parasiten, Pilze). Im großen Blutbild untersucht man drei Arten von Leukozyten, die sich im Blut nachweisen lassen:
- Granulozyten,
- Lymphozyten und
- Monozyten.
Die Granulozyten lassen sich in drei Unterarten differenzieren:
Die neutrophilen Granulozyten wiederum kann man ebenfalls noch unterteilen:
- Stabkernige Neutrophile (jugendliche Form, frisch, neu gebildet)
- Segmentkernige Neutrophile (ausgereifte Form)
Was wird beim Großen Blutbild untersucht?
Mit dem Differenzialblutbild lassen sich zahlreiche Krankheiten näher untersuchen: vor allem Infektionen, Entzündungen, Parasitenbefall, Vergiftungen, Allergien etc. Jede der Leukozyten-Unterarten bekämpft bestimmte Substanzen oder Eindringlinge. Je nachdem, welche Unterart vermehrt auftritt, kann man leichter auf eine mögliche Ursache und damit Erkrankung rückschließen.
Normalwerte des Großen Blutbildes
Hier die Tabelle mit den Normalwertes des Differentialblutbildes:
Differentialblutbild (Leukozyten Normalwerte) | |||
Zelltyp | Anteil an Gesamt-Leukozyten (%) | Anzahl pro µl | Siehe auch |
alle Leukozyten (bei Erwachsenen) | 100 | 4.000–10.000 | zu hoch zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten stabkernig | 3-5 | 150–400 | zu hoch zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten segmentkernig | 54–62 | 3000–6000 | zu hoch zu niedrig |
Eosinophile Granulozyten | 1–3 | 50–250 | zu hoch zu niedrig |
Basophile Granulozyten | 0–1 | 15–50 | zu hoch zu niedrig |
Lymphozyten | 25–33 | 1500–3000 | zu hoch zu niedrig |
Monozyten | 3–7 | 300–700 | zu hoch zu niedrig |
Differentialblutbild (Leukozyten Normalwerte) | ||
Zelltyp | Anteil (%) an Gesamt-Leukos | Anzahl pro µl |
alle Leukozyten (bei Erwachsenen) | 100 | 4.000–10.000 |
Neutrophile Granulozyten stabkernig | 3-5 | 150–400 |
Neutrophile Granulozyten segmentkernig | 54–62 | 3000–6000 |
Eosinophile Granulozyten | 1–3 | 50–250 |
Basophile Granulozyten | 0–1 | 15–50 |
Lymphozyten | 25–33 | 1500–3000 |
Monozyten | 3–7 | 300–700 |
Abkürzungen: µl = Mikroliter - Mehr zu den Einheiten
Großes Blutbild zum Download und Ausdrucken
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Die folgende Grafik zeigt die Tabelle mit den Werten des großen Blutbildes noch einmal als Grafik (darf man ebenfalls gerne Herunterladen und Ausdrucken):
Großes Blutbild im Einzelnen: Optimale Werte und Abweichungen
Die detaillierte Beschreibung der Werte, die die Thrombozyten und die Erythrozyten betreffen, finden Sie in den Artikel über das kleine Blutbild. Wenn ein großes Blutbild angefordert wurde, geht es in aller Regel um die verschiedenen Leukozyten-Arten.
Leukozyten (insgesamt)
Leukozyten sind die weißen Blutkörperchen. Rund 10% aller Leukozyten zirkulieren im Blut, der Rest befindet sich im Lymphsystem oder im Knochenmark. Ihre Aufgabe ist es, Krankheitserreger abzuwehren und Fremdkörper zu beseitigen. Sie gehören damit zum Immunsystem des Körpers. Der Leukozyten-Wert dient vor allem dazu. mögliche Entzündungen oder Infektionen im Organismus aufzuspüren.
Wenn mehr als 10.000 Leukos pro Mikroliter (µl) Blut nachgewiesen werden, spricht man von einer Leukozytose. Meist liegt der Wert zwischen 10.000 und 30.000 Leukos / µl. In den meisten Fällen ist eine Infektion die Ursache (siehe Bakterien) , was oft mit Fieber einhergeht. Zur genaueren Diagnose wird in aller Regel eine Ganzkörperuntersuchung vorgenommen, wobei v.a. auf Hautausschläge, Milzvergrößerung und Lymphknotenvergrößerung geachtet wird. Die Ursachen einer reaktiven Leukozytose sind vielfältig, z.B. Stress, starke körperliche Belastung, Schwangerschaft, aber auch Entzündungen, Vergiftungen, Medikamente oder Nekrose (Zelluntergang nach Herzinfarkt oder Schlaganfall). Nicht selten zirkulieren bei Rauchern vermehrt Leukozyten im Blut. Bakterielle Infektionen führen zu einer stärkeren Leukozytose als virale Infektionen.
Mehr zum Thema Leukozyten-Anzahl zu hoch
Eine Verminderung der Leukozyten-Anzahl nennt man Leukopenie. Leukozyten gehören zum Immunsystem und sind dort Teil der spezifischen und unspezifischen Immunabwehr. Ihre Aufgabe ist es, Krankheitserreger abzuwehren. Bei einer Leukopenie hat der Körper weniger Abwehr-Zellen - folglich steigt das Risiko für Infekte. Häufig kommt es zu Entzündungen bei Mund, Zunge, Hals, Lunge, aber auch Ohren und der Haut. Also im Grunde überall da, wo Viren und Bakterien auf unseren Körper direkt einwirken. Mögliche Ursachen einer Leukopenie sind unter anderem eine akute Infektion (durch Bakterien oder Viren), HIV (Autoimmunerkrankung) oder Tumore (Leukämie oder im Knochenmark). Aber auch bestimmte Medikamente (z.B. gegen Rheuma, Antibiotika, Chemotherapie) können eine Verminderung der Leukozyten zur Folge haben. Mehr zum Thema Leukozyten-Anzahl zu niedrig.
Der Gesamtwert an sich ist nur ein erstes Kennzeichen, das etwas nicht stimmt. Daher werden die Unterarten der Leukos weiter differenziert.
Granulozyten
Granulozyten sind mit rund 55-75 Prozent anteilig die häufigsten Zellart in die Gruppe der Leukozyten (weiße Blutkörperchen). Sie sind Teil der zellulären Immunabwehr und kümmern sich um Fremdkörper im Organismus, z.B. bei Infektionen, Vergiftungen oder Allergien. Zu den bekämpften Angreifern gehören Bakterien, Parasiten und Pilze. Wie viele andere Immunzellen entfalten auch Granulozyten ihre volle Wirkung bei einer Körpertemperatur von 38,3 - 41° (Fieber). Es ist also normal und logisch, dass der Körper bei einer Infektion mit Fieber reagiert und somit die Immunabwehr beschleunigt.
Neutrophile Granulozyten
Neutrophile Granulozyten sind die mit Abstand häufigste Art der Leukozyten (ca. 55 - 75 Prozent). Die Aufgabe der neutrophilen Granulozyten ist es, Mikroorganismen, vor allem schädliche Bakterien, abzutöten. Sie gehören zu den sog. Fresszellen (Phagozyten), weil sie die Bakterien umschließen und vollständig in sich aufnehmen, um sie zu neutralisieren. Unter dem Mikroskop sieht es dann so aus, als würden sie die Bakterien fressen.
Unter dem Mikroskop kann man auch erkennen, ob die Neutrophilen noch im jugendlichen Stadium (sog. stabkerniger neutrophiler Granulozyt) sind oder bereits ausgereift (sog. segmentkerniger neutrophiler Granulozyt). Diese Unterscheidung ist insofern wichtig, als dass sie zeigt, ob die Blutproduktion hochgefahren wurde, zum Beispiel nach einer akuten Infektion.
Das vermehrte Auftreten der (unreifen) stabkernigen Granulozyten bezeichnet man auch als Linksverschiebung. Diese zeigt - grob vereinfacht - die gesteigerte Produktion von neutrophilen Granulozyten an - das ist meist ein Indiz für eine bakterielle Infektion.
Eine relevante Linksverschiebung besteht erst, wenn der Anteil der stabkernigen Granulozyten mehr als 5% aller neutrophilen Granulozyten überschreitet.
Wenn im Gegensatz dazu vermehrt überreife, über-segmentierte Neutrophile gemessen werden, spricht man von einer Rechtsverschiebung. Das kann auf einen Mangel hindeuten, z.B. von Vitamin-B12.
Eosinophile Granulozyten
Eosinophile Granulozyten, kurz Eos, sind vor allem an der Abwehr von Parasiten und an der Steuerung allergischer Reaktionen beteiligt.
Eine erhöhte Konzentration der eosinophilen Granulozyten wird als Eosinophilie bezeichnet. Sie beginnt ab 500 Eosinophilen pro Mikrolitern Blut. Wenn der Wert dauerhaft über 1500 Eos/µl Blut ansteigt, spricht man von einer Hypereosinophilie. Zu den möglichen Ursachen gehören zum Beispiel:
- Allergien
- Autoimmunerkrankungen
- Wurmerkrankungen
- Pilzerkrankungen
- Hauterkrankungen
- allergische Reaktionen
- Tumore, z.B. chronische myeloische Leukämie (CML)
Zudem können bestimmte Medikamente eine Erhöhung der eosinophilen Granulozyten hervorrufen. Mehr dazu siehe: Eosinophile Granulozyten erhöht.
Da die Anzahl der Eosinophilen sowieso relativ gering ist und auch ein Minimalwert von 50 Eos pro Mikroliter Blut noch als normal gilt (das entspricht ca. 2% Anteil an der Gesamt-Leukozyten), lässt sich eine Eosinopenie relativ schwer erkennen. Ein erniedrigter Eos-Blutwert hat also in der Regel für die Diagnose kaum Bedeutung.
Basophile Granulozyten
So wie auch die eosinophilen Granulozyten dienen die Basophilen Granulozyten vor allem der Abwehr von Parasiten und der Steuerung allergischer Reaktionen. Basophile Granulozyten sind die kleinste Gruppe der Granulozyten bzw. Leukozyten. Ihr Anteil beträgt in der Regel weniger als 1 Prozent. Die in den Vesikeln der Basophilen enthaltenen Stoffe unterscheiden sich von denen der Eosinophilen. In der Regel interagieren die basophilen Granulozyten mit anderen Leukozyten, vor allem den Eosinophilen und Mastzellen. So sind sie an der Reaktion bei Allergien beteiligt (z.B. Heuschnupfen), ebenso bei der Abwehr von Parasiten oder Pilzen.
An der Zelloberfläche der Basophilen befinden sich Rezeptoren (IgE-Rezeptoren) für spezielle körperfremde Stoffe (spezifische Antigene). Binden sich nun Antigene an diese Rezeptoren, wie beispielsweise Pollen, schütten die Zellen sogenannte Mediatoren, wie Heparin und Histamin aus. Heparin wirkt als Blutgerinnungshemmer. Histamin spielt bei Entzündungen und allergischen Reaktionen eine große Rolle. Die Ausschüttung dieser Stoffe (Degranulation oder Exozytose) führt dann meist zu einer allergischen Sofortreaktion (Typ-I-Allergie) wie z.B. beim Heuschnupfen. So bilden zum Beispiel basophile Granulozyten mit Mastzellen eine funktionelle Einheit und veranlassen Plasmazellen zur IgE-Synthese.
Eine Zunahme der basophilen Granulozyten bezeichnet man als Basophilie. Meist geht die verstärkte Produktion der Basophilen einher mit einer vermehrten Produktion von eosinophilen Granulozyten. Obwohl der Normbereich bei 2% bzw. ca. 50 Basophilen endet, spricht man in aller Regel erst ab Werten von über 4% oder mehr als 100 Basophilen von "zu vielen" basophilen Granulozyten. Dazwischen liegt meist eher ein tageszeitlich bedingter Peak vor, den man allerdings durch ein erneutes Differentialblutbild abklären sollte.
Eine Basophilie kann im Prinzip zwei Ursachen haben:
- entweder werden unkontrolliert zu viele gebildet (Knochenmarkserkrankung)
- oder es werden viele gebildet, weil sie im Körper gebraucht werden (kontrollierte Produktion).
Zu den Erkrankungen, bei denen der Blutwert der Basophilen erhöht ist, gehören:
- chronische myeloische Leukämie (Stammzellerkrankung)
- Polyzythämie (Primäre Polyglobulie)
- ideopathischer Myelofibrose
sowie ...
- Allergische Reaktionen (z.B. auf Nahrungsmittel oder Medikamente)
- Diabetes mellitus
- rheumatoide Arthritis
- Nierenerkrankungen (Nephropathien)
- Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa)
- Schilddrüsenunterfunktion (Myxödem)
- Parasitenbefall
- Behandlung mit Östrogenen (= weibliche Hormone)
Eine Verminderung der basophilen Granulozyten wird als Basopenie bezeichnet. Sie hat jedoch keine besondere diagnostische Bedeutung. Da der Anteil der Basophilen sowieso unterhalb von 1 Prozent liegt, orientiert man sich meist eher an den Eosinophilen oder anderen Leukozyten. Bei akuten allergischen Reaktionen sind zudem häufig fast alle Basophilen im Einsatz, so dass sie sich kaum im Blutausstrich zeigen.
Lymphozyten
Lymphozyten gehören zur sog. "spezifischen Immunabwehr", das bedeutet, sie "erlernen" erst, welche Stoffe abzuwehren sind und welche nicht. Der Mediziner sagt, die Lymphozyten werden geprägt - im Gegensatz zu z.B. Granulozyten, bei den quasi genetisch einprogrammiert ist, was sie zerstören sollen. Das nennt man das "unspezifische Immunsystem".
Lymphozyten haben vor allem drei wichtige Aufgaben:
- Erkennen und Zerstören von körperfremden Zellen (vor allem Viren und Bakterien)
- Erkennen und Zerstören von infizierten Körperzellen
- Erkennen und Zerstören von Tumorzellen
Sie lassen sich in drei Gruppen einteilen:
- B-Zellen (gebildet im Knochenmark; "B" für engl. "bone" = "Knochen")
- T-Zellen (gebildet im Thymus = Organ des Lymphsystems)
- natürlichen Killerzellen (NK)
Die Aufgaben der drei Lymphozyten-Zellarten unterscheiden sich:
- B-Lymphozyten bilden Antikörper (Abwehrstoffe) gegen körperfremde Antigene (Zellstrukturen auf der Oberfläche des Angreifers). Sie entwickeln sich nach dem Kontakt mit fremden Stoffen wie Krankheitserregern zu sogenannten Plasmazellen und produzieren spezifische Antikörper gegen den Eindringling.
- T-Lymphozyten erkennen Antigene, also körperfremde Strukturen, die auf der Oberfläche der Fremdzellen vorhanden sind. Die T-Lymphozyten "organisieren" dann die Abwehr dieser Fremdkörper, indem sie B-Zellen "anlocken" und die Reifung der gebildeten Antikörper fördern. Zudem "überwachen" sie auch die korrekte Funktionsweise anderer Lymphozyten, damit sie nicht "aus Versehen" die falschen Zellen zerstören. Sie verstärken den Prozess der Immunabwehr. Daher sind sie auch bei Überempfindlichkeitsreaktion wie Allergien beteiligt.
- Die natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) heißen so aufgrund ihrer Aufgabe, infizierte Zellen oder Tumorzellen zu erkennen und direkt zu zerstören. Sie haben weder ein T- noch ein B-Zell-Rezeptor. Die NK-Zellen erkennen und vernichten alle MHC-I-negativen Zellen des Organismus.
Die T-Lymphozyten werden darüber hinaus auch als Gedächtniszellen bezeichnet: Haben sie einmal Bekanntschaft mit einem Antigen (charakteristischer Bestandteil eines Fremdstoffes) gemacht, können sie dieses bei einem erneuten Kontakt sofort identifizieren und eine schnelle spezifische Abwehrreaktion einleiten.
Wenn der Lymphozyten-Wert zu hoch ist, spricht man von einer Lymphozytose. Bei Kindern kommt es häufig zu erhöhten Werten, was meist vollkommen normal ist. Auch bei Erwachsenen sind erhöhte Lymphozyten-Werte meist durch eine virale oder bakterielle Infektion zu erklären - und damit im Grunde ein gutes Zeichen, weil die körpereigene Immunabwehr angemessen reagieren kann. In dem Fall gilt es zu klären, welche Infektionsursache vorliegt und ob eine weitere Behandlung erforderlich ist (z.B. bei Masern, Röteln, Mumps, aber auch Tuberkulose oder Syphilis).
Der Lymphozyten-Wert kann allerdings auch ohne äußerer Erreger erhöht sein. Ursache ist dann meist eine (angeborene oder erworbene) chronische Erkrankung, z.B.:
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
- Gefäßentzündungen (Vaskulitiden) wie die Riesenzellarteriitis
- Serumkrankheit (eine schwere allergische Reaktion des Immunsystems)
- hormonelle Störungen wie Morbus Addison oder Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Problematisch wird es zudem, wenn die Lymphozyten-Produktion angekurbelt wurde, weil im Körper eine unkontrollierte Zellproduktion stattfindet (Tumor) oder wenn der Blutbildungsprozess unkontrolliert abläuft. Dazu zählen verschiedene Krebsarten wie z.B. eine lymphatische Leukämie (Blutkrebs), bei der die Lympho-Werte besonders hoch sind.
Wenn der Blutwert Lymphozyten unter 25% liegt oder die Anzahl der Lymphozyten unter 1000 pro Mikroliter Blut liegt, ist der Wert zu niedrig ist (vermindert). Man spricht dann von einer Lymphopenie (auch Lymphozytopenie). Ursache ist meist eine Erkrankung oder Schädigung des lymphatischen Systems. Mögliche Ursachen sind:
- Erhöhter Cortisolspiegel (z.B. durch Stress; Cushing-Syndrom)
- Morbus Hodgkin (bösartige Veränderungen des Knochenmarks)
- Strahlung (z.B. im Rahmen einer Strahlentherapie)
- Vergiftungen
- Medikamente (z.B. Behandlung mit Kortison oder Zytostatika)
- Autoimmunerkrankungen
- HIV-Infektion/ Aids (Mangel an T-Zellen)
- Protein-Mangel-Ernährung
- Schweres Akutes Atemwegssyndrom (SARS)
Monozyten
Monozyten zirkulieren nach ihrer Bildung zirkulieren sie ca. 1-3 Tage im Blut durch den Organismus. Sie werden immer dann aktiv, wenn irgendwo körperfremde Strukturen eingedrungen sind. Im Blut können sie dann direkt als Monozyten aktiv werden. Wenn andere Gewebe betroffen sind, wandern die Monozyten durch die Gefäßwände ins Gewebe ein, wo sich sich zu Makrophagen oder Dendritische Zellen weiterentwickeln. Diese zerstören die körperfremden Strukturen dann, indem sie sie in sich aufnehmen (Phagozytose, sog. Fresszellen). Die Monozyten gehören sowohl zum spezifischen als auch zum unspezifischen Abwehrsystem.
Makrophagen und Dendritische Zellen sind quasi gepanzerte Schutzzellen, die gezielt Giftstoffe freisetzen, um andere Zellen zu zerstören. Sie selber sind vor diesen Giftstoffe geschützt. Die Monozyten sind als Vorläufer dieser aggressiven Abwehrzellen noch ungeschützt.
Wenn sich zu viele Monozyten im Blutbild nachweisen lassen, spricht man von einer Monozytose. In aller Regel liegt die Ursache in einer (chronischen) Entzündung oder dem Absterben bestimmter Gewebe-Bereiche (Nekrose). Der Körper hat dann einen dauerhaft erhöhten Bedarf an Monozyten. Verschiedene Ursachen kommen dabei infrage:
- Infektion durch Bakterien, Viren oder Parasiten, z.B. Tuberkulose oder Syphilis
- Tropenkrankheiten wie Malaria oder Leishmaniose
- Autoimmunkrankheiten wie Morbus Crohn, Colitis ulcerose oder Sarkoidose
- Entzündungen der Herzinnenhaut (Endokarditis lenta)
- Bindegewebserkrankungen (Kollagenosen)
Eine andere Ursache eines erhöhten Monozytenwertes kann auch eine unkontrollierte Blutbildung sein (Myelodysplasie). Die im Volksmund Blutkrebs (Leukämie) genannte unkontrollierte Überproduktion kann zum Beispiel eine Monozytenleukämie sein. Bei Verdacht auf solche Erkrankungen kann der Arzt zur weiteren Abklärung eine Knochenmarkuntersuchung durchführen.
Einen Mangel an Monozyten bezeichnet man als Monozytopenie. Ein niedriger Monozyten-Wert im Blutbild tritt in der Regel nur bei einer Verminderung des Gesamt-Leukozyten-Wertes auf. Ursache ist in aller Regel ein Problem bei der Blutbildung (Hämatopoese).
Großes Blutbild: Untersuchung der Blutzellen
Viele Patienten denken: beim großen Blutbild werden besonders viele und wichtige Werte ermittelt, zum Beispiel: Blutzucker, Blutfette wie z.B. Cholesterin, Bilirubin oder Kreatinin, Leberwerte, etc. ... Das ist nicht der Fall. "Klein" und "groß" hat nichts mit der "Wichtigkeit" der Werte zu tun. Das große Blutbild ist nicht der "Rundum-Check aller Blutwerte". Der Name Blutbild hat damit zu tun, dass man diese Untersuchung anhand eines mikroskopierten Bildes vornimmt (heutzutage meist nur noch automatisiert). Andere Laborwerte lassen sich nicht mit einem Mikroskop untersuchen, sondern über eine chemische Analyse des Blutserums. Im Blutserum sind viel mehr Werte zu ermitteln als in einem Blutbild.
Blut besteht aus Blutzellen (ca. 45%) und Blutplasma (ca. 55%). Bei einem sog. "Blutbild" (Hämogramm) werden nur die Blutzellen genauer untersucht (Mediziner sagen auch: "die zellulären Bestandteile"). Das "große Blutbild" ist eine Kombination aus kleinem Blutbild und dem Differentialblutbild.
Beim Blutbild werden die Blutzellen untersucht. Beim kleinen Blutbild stehen die Konzentration der Zellarten an sich sowie die roten Blutkörperchen im Mittelpunkt. Neben dem exakten Anteil aller Blutzellen im Verhältnis zum Blutplasma (Hämatokrit) wird ermittelt, wie viele ...
- Erythrozyten (roten Blutkörperchen),
- Thrombozyten (Blutplättchen) und
- Leukozyten (weiße Blutkörperchen)
im Blut vorhanden sind.
Zudem werden beim kleinen Blutbild einige Werte ermittelt, die die Funktionstauglichkeit der Erythrozyten erkennen lassen (Hämoglobin, MCV, MCHC, MCH und ev. der RDW und die Retikulozyten). Diese Werte werden auch als Erythrozytenindizes zusammengefasst.
Anhand des kleinen Blutbildes wird vor allem geprüft, ob Blutbildung und Sauerstoffversorgung gut und reibungslos funktionieren. In Frage stehende Krankheiten sind vor allem: Anämie oder Polyglobulie. Ursache von unregelmäßigen Werten sind häufig eine Mangelerscheinung.
Blutentnahme für großes Blutbild nüchtern?
Der Begriff "nüchtern" bedeutet in diesem Zusammenhang nicht (nur): "frei von Alkohol", sondern dass man vor der Blutentnahme keine Stoffe mehr zu sich nehmen soll, die das Ergebnis verfälschen könnten. Zu den Dingen, die man nicht zu sich aufnehmen sollte, gehören:
- Zucker
- Fette
- Vitamine
- Alkohol
Alles, was auch nur Spuren dieser Stoffe enthält, soll man ca. 8 Stunden vor der Blutabnahme nicht mehr konsumieren. Da insbesondere Zucker und Fette in fast allen Lebensmitteln enthalten sind, heißt das in der Regel: 8 Stunden vorher nichts mehr essen.
Aber auch bei den Getränken muss man darauf achten. Getränke wie Milch (Fett) oder Brause (Zucker) sind nicht gestattet. Stattdessen sind Wasser, Kaffee oder Tee meist in Ordnung (ohne Milch und Zucker natürlich). Fragen Sie im Zweifelsfall vorher noch einmal nach.
Das gilt allerdings nur bedingt für ein (großes) Blutbild. Denn hierbei werden eh nur die Blutzellen untersucht - diese Werte werden durch kurzfristige Nahrungsaufnahme kaum beeinflusst. Eine Ausnahme liegt vor, wenn ein Verdacht auf eine Eisenmangelanämie im Raum steht. Da Eisen nach der Nahrungsaufnahme zunächst im Blutserum vorliegt, ehe es im Hämoglobin verarbeitet wird, ist der Eisenwert ebenfalls von der Nahrungsaufnahme abhängig. (Aus diesem Grund reicht der Eisenwert selber - als Ion im Blutserum - auch nicht, um eine Anämie zu diagnostizieren.)
"Nüchtern zum Blut-Abnehmen" ist vor allem dann wichtig, wenn das Blutserum untersucht werden soll. Denn Werte wie Blutzucker oder Blutfette wie z.B. Cholesterin sind in starkem Maße von der letzten Mahlzeit abhängig. Damit die Blutwerte anschließend mit statistischen Normalwerten vergleichbar sind, sollte man nüchtern zur Blutabnahme gehen.
Da oft nicht sicher ist, welche Werte wirklich untersucht werden sollen, sagen Ärztinnen oder Ärzte in manchen Fällen prophylaktisch, dass man nüchtern erscheinen soll.
Was kostet ein großes Blutbild?
Die Kosten für ein großes Blutbild belaufen sich auf rund 6 - 8 Euro, das schwankt von Labor zu Labor. Allerdings muss man diese Kosten normalerweise als Patient nicht tragen. Wenn das Blutbild im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung erstellt wird, übernimmt bei gesetzlich Versicherten die Krankenkasse (AOK, Barmer, TK etc.) die Kosten. Bei Privatversicherten sind die Kosten für das große Blutbild dann allerdings etwas höher. Denn es kommen dann noch Rechnungs- und Abwicklungsgebühren an, so dass man mit rund 30 Euro rechnen muss.
Zu bedenken ist natürlich, dass im großen Blutbild - wie oben geschildert - nur die Analyse der Blutzellen inbegriffen ist. Weitere Blutwerte wie Kreatinin, Bilirubin, Cholesterin und so weiter verursachen zusätzliche Kosten, die im Einzelfall erheblich sind (weil das Analyseverfahren teilweise weitaus aufwändiger ist). Siehe dazu auch: Welche Werte gehören zu den Leberwerten? Welche zu den Nierenwerten?
Zusammenfassung: das Blutbild im Video einfach erklärt
In dem folgenden Video werden die Werte eines Blutbildes noch einmal genau erklärt.
Blutbildung: Hämatopoese
Unregelmäßige Werte des großen Blutbildes haben häufig mit der Blutbildung zu tun. Alle Blutzellen stammen von einer gemeinsamen Stammzelle ab. Die Blutbildung (Hämatopoese) findet im Knochenmark statt. Die folgende Infografik zeigt die Entwicklungsstadien der einzelnen Zellarten.
Quellen
- Klinische Chemie und Hämatologie, Klaus P. Kohse, Georg Thieme Verlag (Amazon*)
- Lehrbuch der Physiologie, Rainer Klinke und Stefan Silbernagl, Georg Thieme Verlag (Amazon*)
- Naturheilpraxis heute, Elvira Bierbach (Hrsg.), Urban & Fischer Verlag (Amazon*)
- Apotheken-Umschau: Großes Blutbild
- grossesblutbild.de
Weiterführende Links
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