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Harnstoff (Blutwert) erhöht / zu hoch

Harnstoff (Blutwert) erhöht / zu hoch
Harnstoff (Blutwert) erhöht / zu hoch

Ein erhöhter Harnstoffspiegel im Blut kann ein temporäres Phänomen sein, wenn man vor der Blutuntersuchung sehr viel proteinhaltig gegessen hat. Denn beim Abbau der Proteine in der Leber wird Harnstoff als Abfallprodukt freigesetzt. Dann wird sich der Harnstoffspiegel innerhalb weniger Stunden wieder normalisieren. Harnstoff selber ist nicht giftig und führt auch bei nur indirekt zu mittelfristigen Schädigungen. Allerdings kann ein erhöhter Harnstoffspiegel auch anzeigen, dass mit den Nieren etwas nicht in Ordnung ist. Denn dann wird der Harnstoff möglicherweise nicht aus dem Blut herausgefiltert, wodurch er sich im Blut ansammelt und den Harnstoff-Blutwert in die Höhe treibt. Daher wird ein erhöhter Harnstoffspiegel in aller Regel mit weiteren Nierenwerten abgeglichen.

Mögliche Ursachen eines erhöhten Harnstoffspiegels

Harnstoff: Abbau von Proteinen in der Leber
Harnstoff: Abbau von Proteinen in der Leber

Ein erhöhter Harnstoffspiegel im Blut kann verschiedene Ursachen haben. Die meisten dieser Ursachen sind mit der Nierenfunktion oder dem Proteinstoffwechsel im Körper verbunden. Hier einige häufige Ursachen:

  1. Nierenfunktionsstörung: Die häufigste Ursache für einen erhöhten Harnstoffspiegel ist eine beeinträchtigte Nierenfunktion. Die Nieren sind für die Filtration von Abfallprodukten, einschließlich Harnstoff, aus dem Blut verantwortlich. Wenn die Nieren nicht richtig funktionieren, können sie Harnstoff nicht effizient ausscheiden, was zu einem Anstieg des Harnstoffspiegels im Blut führt.
  2. Dehydration: Bei unzureichender Flüssigkeitszufuhr oder bei bestimmten medizinischen Zuständen, die zu Flüssigkeitsverlust führen, kann sich der Harnstoff im Blut erhöhen. Siehe dazu auch Blutwert Hämatokrit
  3. Ernährung: Eine proteinreiche Ernährung oder der Verzehr von purinreichen Lebensmitteln (die zu Harnsäure abgebaut werden) kann zu einem vorübergehenden Anstieg des Harnstoffspiegels im Blut führen. Dazu gehören z.B. Fisch, Meeresfrüchte, Milch, Käse etc.
  4. Nierenerkrankungen: Verschiedene Nierenerkrankungen wie akutes Nierenversagen, chronische Niereninsuffizienz, Nierenentzündungen oder Nierenschäden können zu einer Hyperurikämie führen.
  5. Medikamente: Einige Medikamente können die Harnstoffproduktion oder -ausscheidung beeinflussen und zu einem erhöhten Harnstoffspiegel im Blut führen.
  6. Herzerkrankungen: Bei manchen Menschen kann eine schwere Herzinsuffizienz zu einem erhöhten Harnstoffspiegel führen, da das Herz nicht mehr ausreichend Blut durch die Nieren pumpen kann.
  7. Muskelschädigung: Eine schwere Muskelschädigung, wie sie beispielsweise bei Verletzungen, Trauma oder starkem Muskelkatabolismus vorkommen kann, kann zu einem erhöhten Harnstoffspiegel führen.

Es ist wichtig zu beachten, dass ein erhöhter Harnstoffspiegel allein nicht immer auf eine bestimmte Diagnose hinweist. Weitere Untersuchungen und klinische Informationen sind erforderlich, um die Ursache zu ermitteln und die geeigneten Schritte zur Behandlung oder Vorbeugung von Gesundheitsproblemen einzuleiten.

Symptome mit zu viel Harnstoff im Blut

Symptome bei erhöhtem Harnstoffspiegel: Kopfschmerzen, Unwohlsein, Fieber
Symptome bei erhöhtem Harnstoffspiegel:
Kopfschmerzen, Unwohlsein, Fieber

Die Symptome bei erhöhtem Harnstoffspiegel im Blut sind leider sehr unspezifisch. Sie können auch bei vielerlei anderen Erkrankungen auftreten. Zu den Symptomen gehören u.a.

Da Harnstoff letztlich das Endprodukt der Proteine ist, hat eine hohe Eiweißzufuhr eine hohe Harnstoffkonzentration zu Folge. Insofern ist Harnstoff im Blutserum nur bedingt ein aussagekräftiger Laborwert. Allerdings führen Nierenschäden fasst immer auch zu erhöhten Konzentrationen im Blutserum, und der Grad der Erhöhung erlaubt gewisse Rückschlüsse über die Schwere der Erkrankung. Als ergänzender Diagnose-Parameter ist der Blutwert Harnstoff daher immer noch verbreitet.

Harnstoff Normwert als Tabelle

Die übliche Maßeinheit für Harnsäure im Blutserum ist mg/dl (Milligramm pro Deziliter). In manchen Laborbefunden wird auch der SI-Wert in µmol/l (Mikromol pro Liter) angegeben.

Harnstoff-Normalwerte
Abk. Beschreibung Männer Frauen
-- Harnstoff (im Blutserum) 17 bis 43 mg/dl 15 bis 40 mg/dl

Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.

Bei einem erhöhtem Harnstoff-Blutwert werden meist weitere Nierenwerte abgefragt, um die Ursache zu ermitteln. Die folgende Tabelle zeigt die normalen Nierenwerte für Erwachsene (*Hinweis: die Werte bei Kindern/Jugendlichen, Schwangeren und älteren Menschen können abweichen). Die Einheit "mg/dl" steht für "Milligramm pro Deziliter (Blut); "ml/min" steht für "Milliliter pro Minute":

Nierenwerte
Abk. Bezeichnung Normwerte Männer Normwerte Frauen Siehe auch
KREA Kreatinin (im Blutserum) 0,8 bis 1,3 mg/dl 0,7 bis 1,1 mg/dl zu hoch
zu niedrig
  Kreatinin (24h-Sammelurin) 40 bis 260 mg/dl 30 bis 220 mg/dl  
  Kreatinin-Clearance 100 bis 130 ml/min. 80 bis 120 ml/min. zu hoch
zu niedrig
  Harnstoff 17 bis 43 mg/dl 15 bis 40 mg/dl zu hoch
zu niedrig
HS Harnsäure bis 7,0 mg/dl bis 6,0 mg/dl zu hoch
zu niedrig
CysC Cystatin C 0,53 bis 0,95 mg/l 0,53 bis 0,95 mg/l zu hoch
zu niedrig
Nierenwerte
Abk. Bezeichnung Normwerte
Männer
Normwerte
Frauen
KREA Kreatinin (im Blutserum) 0,8 - 1,3 mg/dl 0,7 - 1,1 mg/dl
  Kreatinin (24h-Sammelurin) 40 - 260 mg/dl 30 - 220 mg/dl
  Kreatinin-Clearance 100 - 130 ml/min. 80 - 120 ml/min.
  Harnstoff 17 - 43 mg/dl 15 - 40 mg/dl
HS Harnsäure < 7,0 mg/dl < 6,0 mg/dl
CysC Cystatin C 0,53 - 0,95 mg/l 0,53 - 0,95 mg/l

Abkürzungen: min = Minute; l = Liter; dl = Deziliter; ml = Milliliter; mg = Milligramm - Mehr zu den Einheiten

Harnstoff als Laborwert relativ unzuverlässig

Harnstoff-Abbau in der Niere
Harnstoff-Abbau in der Niere (Funktionseinheit Nephron)

Die Nieren können jedoch auch bei einer Funktionsstörung immer noch recht zuverlässig Harnstoff abbauen - selbst wenn über 50% der Filterfunktion ausfallen (gomeruläre Filtrationsrate GFR), kann der Harnstoff-Wert noch im Normalbereich liegen.

Daraus ergeben sich einige Schlussfolgerungen:

  1. Wenn der Harnstoffwert zu hoch ist, scheint eine nicht unerhebliche Schädigung der Niere vorzuliegen.
  2. Der Harnstoffwert sollte immer mit den anderen Nierenwerte (und gg. weiteren Blutwerten) abgeglichen werden. Dazu gehören Kreatinin, Harnsäure sowie Cystatin C. Ev. ist eine Urinprobe zum Abgleich erforderlich. Nur dann lassen sich realistische Aussagen treffen.
  3. Vor allem der Nierenwert Cystatin-C, zeigt deutlich zuverlässiger eine Schädigung der Nierenkörperchen (Glomeruli) an.

Unterschied zwischen Harnstoff und Harnsäure?

Was ist der Unterschied zwischen Harnsäure und Harnstoff? Beides sind Stoffwechselprodukte, ebenso wie Kreatinin. Jeder dieser Stoffe ist ein Abfallprodukt:

Alle drei sind harnpflichtig, d.h. sie müssen (mit dem Harn) ausgeschieden werden, da es für sie keine weitere Verwendung im Körper gibt.

Harnstoff und Harnsäure: Unterschied
Harnstoff und Harnsäure: Unterschied

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