Bilirubin (Laborwert tBil) zu niedrig (?)
Ein niedriger (Gesamt-)Bilirubinwert im Blutserum - Blutwert "Bil" bzw. "T-Bil" (T für total = gesamt) - zeigt keinesfalls einen Mangel an. Eine Bilirubin-Untergrenze gibt es nicht. Daher hat ein geringer Bilirubinwert keine klinische Relevanz. Es gibt keine Krankheit, bei der ein niedriger Bilirubin-Wert angezeigt ist. Denkbar wäre, dass zu wenig Bilirubin abgebaut würde, weil zu wenig Hämoglobin in den roten Blutkörperchen vorhanden ist. Das ist dann jedoch ein anderes Krankheitsbild: eine Blutarmut bzw. Anämie.
Was ist Bilirubin?
Bilirubin bedeutet wörtlich eigentlich "rote Galle" (von lat. bilis "Galle" und rubin "rot") - aber in Wirklichkeit ist die Substanz gelblich. Es handelt sich um das Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin - also quasi der gelbe Gallenfarbstoff. Bilirubin wird über den Darm oder die Niere ausgeschieden - daher ist auch Harn gelblich und Stuhl bräunlich. Als Blutwert wird Bilirubin herangezogen, um mögliche Schäden an der Leber oder den Gallengängen (z.B. durch Gallensteine) zu diagnostizieren - allerdings ist das nur angezeigt, wenn der Wert zu hoch ist.
Beim Abbau der alten Erythrozyten durch die Makrophagen (Fresszellen, Unterart der Monozyten) wird das Eisen aus der Häm-Gruppe zur Wiederverwendung abgespalten und an Transferrin in den Blutkreislauf entlassen. Der restlichen Aminosäuren werden zusammengefaltet und über die Zwischenstufe Biliverdin (grünlich) in Bilirubin umgewandelt (gelb). Dieses Abbauprodukt des Hämoglobin (Definition) muss dann aus der Milz in die Leber gebracht werden.
Bilirubin Normalwerte
Von dem Gesamt-Bilirubin, das im Blut gemessen wird, sind etwa. 5/6 indirektes, also solches, das an Albumin gebunden ist. Nur ca. 1/6 ist direktes (konjugiertes) Bilirubin, dass durch Glucuronsäure wasserlöslich gemacht wurde.
Im Laufe des Tages verändert sich die Bilirubinkonzentration des Blutes, daher sollte die Bluentnahme morgens auf nüchternen Magen erfolgen. Die Normalwerte für Erwachsene betragen:
Bilirubin-Normalwerte | ||
Leberwert | in Milligramm pro Deziliter | in Mikromol pro Liter |
Bilirubin | unter 1,2 mg/dl | unter 20,5 µmol/l |
indirektes Bilirubin | unter 1,0 mg/dl | unter 17,1 µmol/l |
direktes Bilirubin | unter 0,2 mg/dl | unter 3,4 µmol/l |
Abkürzungen: mg = Milligramm; dl = Deziliter; µmol = mikromol; l = Liter - Mehr zu den Einheiten
Direktes und indirektes Bilirubin
Bilirubin ist lipophil (fettliebend) und entsprechend hydrophob (wasserabweisend). Daher kann es nicht einfach im wässrigen Blutserum schwimmen (sonst würde es verklumpen), sondern braucht ein Vehikel, um im Blut transportiert zu werden.
- In der Milz wird Bilirubin in das Transportvehikel Albumin aufgenommen, um so in die Leber zu gelangen. Diese Form des Bilirubins nennt man "unkonjugiert" oder auch "indirektes Bilirubin". Mehr dazu siehe: Indirektes (unkonjugiertes) Bilirubin
- In der Leber verbindet sich (konjugiert) Bilirubin mit Glucuronsäure - und wird dadurch wasserlöslich. So wird es über die Gallenwege in den Darm transportiert und dort zu größten Teil ausgeschieden. Lediglich ein kleiner Teil gelangt wieder ins Blut und wird dann in der Niere weiterverarbeitet und ausgeschieden. Mehr dazu siehe: Direktes (konjugiertes) Bilirubin.
Kurzum: Der Gesamt-Bilirubin-Wert kann nicht zu niedrig sein.
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