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Thrombozyten (Blutplättchen)

Thrombozyten Aufbau und Funktion
Thrombozyten im Blut: Aufbau und Funktion

Thrombozyten (auch Blutplättchen) sind für die Blutgerinnung wichtig. Sie sind kleiner als die anderen beider Arten von Blutzellen, die Erythrozyten (rote Blutzellen) und die Leukozyten (weiße Blutzellen).

Thrombozyten besitzen keinen Zellkern und haben keine einheitliche Form, sondern sind flache "Klumpen feiner Verästlungen" mit zahlreichen Tentakeln. Diese liegen normalerweise relativ eng an. In diesem inaktiven Zustand durchströmen die Thrombozyten im Blut den gesamten Organismus. Wenn es irgendwo eine Verletzung der Blutgefäße gibt, werden sie aktiv. Dann entfalten sie ihre Tentakel und sorgen dafür, dass die Wunde schnell verschlossen wird.

Thrombozyten Normalwerte

Thrombozyten Normalwerte, gehören zum Kleinen Blutbild
Thrombozyten Normalwerte, gehören zum Kleinen Blutbild

Der Thrombozytenwert gehört zum sog. kleinen Blutbild, mit dem die Blutzellen untersucht werden. In Laborbefunden wird der Wert als "Throm", "Thrombo" oder auch als "PLT" (en. "Platelets" für "Blutplättchen) angegeben. Ein gesunder erwachsener Mensch hat rund 150.000 bis 380.000 Thrombozyten in einem Mikroliter (µl) Blut. Da diese Spanne relativ groß ist, unterscheiden sich die Thrombozyten-Normalwerte bei Männern und Frauen nicht. Die Messeinheit ist die Anzahl pro µl (Mikroliter) Blut.

Thrombozyten Normalwerte
Abk. Beschreibung Normalwert pro Mikroliter Blut
Thrombo Anzahl der Thrombozyten (Blutplättchen) Männer & Frauen: 150.000 - 380.000 pro µl

Bitte beachten: die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzbereich des Labors.

Aufbau und Größe eines Thrombozyt

Thrombozyt (aktiviert)
Thrombozyt (aktiviert)

Der Begriff "Thrombozyt" leitet sich aus dem griechischen ab und bedeutet so viel wie "Klumpen". Die Thrombos haben keine glatte Oberfläche, sondern bestehen aus einem Klumpen feiner Verästelungen mit zahlreichen Tentakeln. Diese liegen jedoch normalerweise glatt an - ansonsten würden sie die Blutgefäße verstopfen.

Thrombozyten sind für die Blutgerinnung zuständig. Sie sind mit nur 2-3 µm (Mikrometer) Durchmesser die kleinsten Zellen - die Erythrozyten sind mit circa 7,5 µm etwa drei mal so groß. Thrombozyten besitzen keinen Zellkern und damit auch keine DNA, so dass sie nicht durch Zellteilung entstehen können.

Die durchschnittliche Lebensdauer von Thrombozyten beträgt acht bis zwölf Tage. Der Abbau erfolgt hauptsächlich in der Milz sowie in der Lunge und, in geringerem Maße, in der Leber.

Funktion der Thrombozyten

Blutgefäße des Menschen (Blutbahn)
System der Blutgefäße des Menschen (
Blutbahn bzw. Blut-Kreislauf bzw. Herz-Kreislauf-System

Die Thrombozyten können verletzte Blutgefäße schnell abdichten, damit so wenig Blut wie möglich verloren geht. Ihre Aufgabe ist nicht die Versorgung anderer Zellen oder Organe, sondern das Absichern des Blutkreislaufs an sich.

Die Unversehrtheit der Blutgefäße ist von entscheidender Bedeutung. Denn sonst würde das Blut irgendwo "abfließen" und könnte nicht mehr die Zellen mit Sauerstoff versorgen. Wenn irgendwo im Körper ein Blutgefäß verletzt wird, lagern sich Thrombozyten an das umliegende Gewebe an und bilden "Klumpen", das heißt durch den Zusammenschluss von sehr vielen Thrombozyten wird die verletzte Stelle schnell geschlossen. So hat das Gewebe Zeit, sich zu regenerieren.

Der Vorgang der Thrombozytenaggregation (Aggregation = Zusammenlagerung) läuft grob vereinfacht so ab: im Falle einer Verletzung der Blutgefäße lagern sich die ersten Thrombozyten an dem verletzten Gewebe an. Sie entfalten ihre Tentakel und nehmen dadurch deutlich an Größe zu. Durch das Enzym Thrombin wird das Protein Fibrin freigesetzt. Fibrin ist so eine Art "Zellklebstoff".

Weitere vorbeifließende Thrombozyten entfalten ihre Tentakel, die sich an den bestehenden Klumpen anhaften.

Thrombozytenaggregation: Wunde in einem Blutgefäß wird zügig geschlossen
Thrombozytenaggregation: Wunde in einem Blutgefäß wird zügig geschlossen

Dieser Prozess verstärkt sich kaskadenartig, weil das vorbeifließende Blut immer neue Thrombozyten enthält, die wiederum aktiviert werden und Thrombin und Fibrin freisetzen. So entsteht in kurzer Zeit (meist innerhalb von 2-4 Minuten) ein feinmaschiges Netz aus zehntausenden Thrombozyten, durch das die anderen Bestandteile des Blutes nicht mehr hindurchpassen. Die Wunde ist geschlossen.

Der biochemische Vorgang ist wissenschaftlich sehr gut untersucht und bei Wikipedia genau beschrieben.

Koagulum und Thrombus

Thrombose in den Beinvenen (Ursache):
Thrombozytenaggregation aufgrund von Blutstauung)

Die weiße, manchmal eitrige Schicht, die sich äußerlich über der Wunde bildet, ist eine Mischung aus den drei Blutzellarten ErythrozytenLeukozyten und Thrombozyten, zusammengehalten durch den Körperklebstoff Fibrin. Man nennt diese Schicht auch Koagulum (oder auch Blutpfropf bzw. extravasales Blutgerinnsel).

Wenn sich die Wunde im Inneren der Blutgefäße bildet, spricht man von einem Thrombus. Dieser wird nach der Wundheilung in der Regel problemlos weggespült und abgebaut. In manchen Fällen kann das aber auch schwerwiegende Probleme verursachen, zum Beispiel einen Herzinfarkt, eine Thrombose oder in deren Folge die Lungenembolie.

Risiko Arteriosklerose

Entstehung von Arteriosklerose
Entstehung von Arteriosklerose: leichter Verletzungen führen zu einer
Schicht aus Schaumzellen (sog. Plaque), die das Blutgefäß verfestigt und verengt.

Thrombozyten spielen bei weitverbreiteten Risikoerkrankungen eine wesentliche Rolle. In den Blutgefäßen lagern sich im Laufe des Lebens sog. Plaques ab. Diese Schicht aus Fetten (vor allem Cholesterin) und Proteinen bereitet den meisten Patienten lange Zeit keinerlei Probleme. Erst wenn der Durchmesser des Blutgefäßes weniger als 50 Prozent des ursprünglichen Wertes annimmt, wird es bedenklich. Man nennt diese Form der Blutgefäßverengung auch Arteriosklerose ("Arterienverkalkung").

Das Problem dabei ist: wenn so ein Plaque reißt, werden die Thrombozyten ebenfalls aktiv - obwohl ja genau genommen gar kein Blut abfließt. Da die entsprechende Arterie sowieso schon verengt ist, wird sie durch die schnelle Thromboyztenaggregation sehr schnell noch viel enger, bis hin zum vollständigen Verschluss. In der Folge kann es zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt kommen.

Zu wenig Thrombozyten: Thrombozytopenie

Zu wenig Thrombozyten: Blutwert vermindert, zu niedrig
Zu wenig Thrombozyten:
Blutwert vermindert,
zu niedrig

Ein Mangel an Thrombozyten nennt man Thrombozytopenie. Der naheliegendste Grund für eine zu geringe Anzahl von Thrombozyten im Blut ist natürlich eine kürzliche Wunde bzw. Verletzung der Blutbahn. Auch bei starken Infektionen (z.B. Malaria, Ringelröteln oder Helicobacter pylori) können viele Thrombozyten gebunden werden, so dass der Wert im Blutbefund gering ausfällt. In diesen beiden Fällen sollte sich die Thrombozytenzahl durch normale Blutbildung (im Knochenmark) nach einigen Tagen wieder von selber regulieren.

Ein länger andauernder Mangel an Thrombozyten kann auch durch Probleme bei der Blutbildung hervorgerufen werden. Die Ursache könnte dann eine Krebserkrankung im Knochernmark sein (Leukämie). Aber auch durch Mangelernährung - fehlendes Vitamin-B-12 oder zu wenig Folsäure - kann die Thrombozytenproduktion hemmen.

Neben einem akuten Verlust oder Problemen bei der Neubildung ist es auch möglich, dass zu viele Thrombozyten abgebaut werden. So kann sich zum Beispiel bei einer Milzvergrößerung (Splenomegalie) die Lebensdauer der Thrombozyten verringern. Bei gleichbleibender Neuproduktion führt das zu einer geringeren Thrombozyten-Konzentration im Blut.

Auch bei Einnahme einiger Medikamente kann sich die Zahl der Thrombozyten verringern, z.B. Ibuprofen (Quelle).

Zu viele Thrombozyten: Thrombozytose

Zu viele Thrombozyten: Blutwert erhöht, zu hoch
Zu viele Thrombozyten:
Blutwert erhöht,
zu hoch

Steigt der Wert der Thrombos im Blut auf über 450.000, so spricht man von einer Thrombozytose. Der der Wert individuell schwankt und eine sntsprechende Spannbreite hat, werden manche Ärzte erst bei Werten von mehr als 600.000 Thrombos aktiv.

Auch bei einer Thrombozytose gibt es potentiell zwei Ursachen: entweder werden zum viele gebildet (Problem im Knochenmark), oder es werden zu wenig abgebaut (Problem in der Milz).

Die Ursache kann in einem kürzlich starkem Blutverlust liegen, z.B. durch Geburt oder nach Operationen. Dann kann die Produktion kurzzeitig stark hochgefahren werden, ehe sie sich wieder normalisiert.

Bei bestimmten chronischen Erkrankungen kann es zu einem dauerhaften Anstieg der Thrombos kommen. Dazu zählen chronische Erkrankungen der Lunge (z.B. Tuberkulose), Rheuma oder chronische Darmerkrankungen(z.B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa). Auch Krebserkrankungen sind mögliche Ursachen.

Auch hier kann wiederum die Milz die Ursache sein: Wenn diese nicht richtig arbeitet oder entfernt wird, werden die Thrombozyten nicht mehr in dem Maße abgebaut, wie neue gebildet werden. Die Folge ist eine erhöhte Thrombozyten-Konzentration im Blut.

Zudem können auch verschiedene Medikamente auf die Thrombozytenzahl einwirken.

Eingeschränkte Thrombozyten-Funktion: Thrombozytopathie

Erkrankungen, die die Funktion der Thrombozyten beeinträchtigen, heißen Thrombozytopathien. In diesem Fall ist zwar die Anzahl der Thrombos im Blut relativ normal, allerdings funktionieren sie nicht so, wie sie sollen. Als Ursache kommen neben bestimmten Medikamenten vor allem erblich bedingte Syndrome infrage, z.B. :

Bildung der Thrombozyten: Thrombopoese

Thrombopoese: Bildung der Thrombozyten
Thrombopoese: Bildung der Thrombozyten

Ursprung aller Blutzellen ist eine pluripotente Stammzelle. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark und sind seit einigen Jahren ein Forschungsschwerpunkt. Denn aus ihnen lassen sich im Prinzip alle möglichen Zellen ableiten bzw. züchten. Das ist zum Beispiel in der Leukämie-Forschung von großer Bedeutung.

Aus einer myelonischen Vorläuferzellen bildet sich dann ein Megakaryoblast. Die weitere Produktion wird von dem Enzym Thrombopoetin angeregt oder vermindert. Der Megakaryoblast entwickelt sich weiter zu einem sog. Megakaryozyten. Diese riesigen Zellen gehören mit ca. 150 Mikrometern Durchmesser zu den größten Zellen im menschlichen Organismus.

Ein Megakaryozyten zerfällt in mehrere netzartige Strukturen (sog. Problättchen), von denen dann Stück für Stück kleine "Fetzen" abgetrennt (bis zu 8000 pro Megakaryozyt). Das sind die fertigen Thrombozyten, die so klein sind, dass sie durch die feinen Poren des Knochemarks ins durchfließende Blut ausgeschwemmt werden. Die Grafik oben zeigt die Entstehung der Thrombozyten - der Vorgang wird als Thrombopoese bezeichnet.

Video: einfache Erklärung des kleinen Blutbildes

Da die Thrombozyten im Rahmen des kleines Blutbildes gemessen werden, kann das folgende Video sicherlich hilfreich sein:

Bitte anklicken, um das Youtube-Video zu laden.
Einfach erklärt: Das kleine Blutbild (Video)

Wer hat die Thrombozyten entdeckt?

Max Schultze, Entdecker der Thrombozyten
Max Schultze, 
Entdecker der Thrombozyten

Der deutsche Anatom und Zoologe Max Johann Sigismund Schultze (1825 - 1874) hat im Jahr 1865 mithilfe immer besserer Mikroskope die Thrombozyten entdeckt. Er wurde damit zum Mitbegründer der Zellenlehre (Zytologie).

Daneben entdeckte Schultze übrigens auch noch die verschiedenen Zellarten in der Netzhaut des Auges: er unterschied als erster die Stäbchen und Zapfen.

Ressourcen / Weiterlesen

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